Ein wahrheitsgemäßer Erfahrungsbericht!
Auto fahren auf Korfu
Ihr wollt auf Korfu Auto fahren, kein Problem, man sollte aber wissen was den Fahrer hier erwartet!
Regel Nummer 1: es gibt eigentlich keine Regeln außer der Nervenstärkste hat Vorfahrt. Wenn man einen LKW oder Bus hat, reicht auch die pure Gewalt.
Straßenschilder gelten nur als relevant und vorhanden wenn Sie per Hand gemalt oder nachgezeichnet wurden.
Das gesamte Straßennetz besteht aus nicht einsehbaren Kurven. Gerade Straßen gibt es nirgendwo. Das macht das Fahren deutlich unentspannter als beispielsweise auf Sizilien mit 80 eine Bergstraße hinunter und mit 3 hupenden Italienern auf der Heckstossstange während von vorne ein Bus aus einer Kurve kommt. Ich spreche aus Erfahrung!
Es gibt sogenannte „größere Hauptstraßen“, das heißt aber nicht dass diese nicht einspurig durch die Häuser eines Bergdorfes oder über den Parkplatz eines Hotels führen können. Größere Straßen bedeutet man kann ab und zu 50 fahren.
Wenn ihr Euch Sorgen um die Geschwindigkeitsbegrenzung macht, niemand weiß hier wann welche Geschwindigkeit gilt, fahrt einfach im zweiten Gang oder reiht Euch ein , die nächste Kurve ist gleich da Vorne!
Selbst in einer 30 Schulzone werdet ihr hier mit 50 überholt, interessiert keinen. Wo man endlich mal 60 fahren könnte im Nirgendwo, dort fahren alle 30!
Für den Bau von Straßen darf hier alles verwendet werden was irgendwo über geblieben ist. Häufig war nicht viel Über, daher sind die Straßen oft eng und einspurig, aber keine Sorge, die Erfahrung mit Gegenverkehr zeigt, wenn du denkst es passt nicht, dann passt es doch irgendwie.
Der Autovermieter wird Euch als Erstes eine Liste übergeben welche Straßen und Strände ihr nicht anfahren dürft.
Was haben Kuba und Korfu gemeinsam ?
Auf beiden Inseln siehst du nur Autos die du seit über 30 Jahren nicht mehr gesehen hast.
Was ist der Unterschied zwischen Autos auf Kuba und auf Korfu ? In Kuba pflegt und repariert man die Autos.
Ohne Witz was hier rumfährt sieht aus als wenn ein verrosteter Daihatsu Unfallwagen in einen Schusswechsel der Mafia geraten muss damit er reif für die Straße wird. Reparaturen am Blech werden per kräftigem Hammerschlag erledigt.
Wenn der Wagen nach 40 Jahren nicht mehr fährt, wird er irgendwo in der Natur oder am Straßenrand abgestellt.
Leider kann man diese Autos von noch Fahrtüchtigen kaum unterscheiden. So kann es vorkommen dass man sich wundert, warum der Typ an der Kreuzung nicht fahren will!
Der Warnblinker ist genauso als Standardwerkzeug in deine Verkehrskommunikation einzubauen wie der Stinkefinger. Missachtest du diese Empfehlung, wirst du komplett blockiert und ausgegrenzt.
Das erleichtert gleichzeitig die Funktion des Blinkers, dieser ist in jedem Fall durch den Warnblinker zu ersetzen oder komplett zu vernachlässigen.
Wer in einen Kreisverkehr hineinfährt hat theoretisch Vorfahrt. Das ist unlogisch oder wie man hier sagt „Hellas!“
Eigentlich sind Kreisverkehre eher Kreuzungen die so gebaut sind, dass man irgendwie versuchen kann sich nicht gegenseitig zu rammen.
In den fünften Gang eures Mietwagens werdet ihr es auf der ganzen Insel nicht schaffen. Es gab einen der es einmal geschafft hat, das war dann auch der letzte Fahrbahnmarkierer auf der Insel vor 20 Jahren. Er konnte sein Wissen leider nicht mehr weitergeben. Daher gibt es nur noch Relikte von Markierungsempfehlungen auf ca 10% der Straßen.
Die Straßen sind dann eng wenn ihr es nicht gebrauchen könnt und werden dort breit wo es völlig egal wäre. Ihr werdet regelmäßig schlängelnd und hupend , durch uralte Olivenbaumwälder fahren, in der Erwartung ihr landet bei Opa Kiriakos auf seinem Bauernhof im Hühnerstall. Warum hupend ? Ihr könnt keine Kurve einsehen weil die Büsche vom Straßenrand zu hoch sind, und wenn ihr nicht hupt, wird der Gegenverkehr der immer im passendsten Moment kommt, euch ignorieren als wäret ihr nicht da. Ihr seid aber auf das Wohlwollen des immer Kurveschneidenden Gegenverkehrs angewiesen denn auf Euch lauern tiefe Schlaglöcher überall und hohe unbefestigte Asphaltkanten und Gräben an den Seiten.
Bergstraßen verfügen generell ab einer Höhe von 100m über keinerlei Leitplanken oder Sicherungen. 60% der Insel bestehen aus genau solchen wunderschönen Wegen.
In Bergdörfern empfiehlt es sich an einer der vielen Opferschreine ein Gebet zu sprechen dass keine Baulaster von Vorne kommen.
Wenn ihr hungrig seid , könnt ihr problemlos bei der Durchfahrt das Fenster öffnen und einfach die Hand raushalten, ihr fahrt sehr dicht an den Tischen der Tavernen vorbei.
Parkplätze gibt es Selten auf der Insel. Wenn ihr ein Schild seht „Free Parking“ , heißt das es kostet 15Euro und ihr solltet eine sehr gute Handbremse mitbringen.
Auch wenn die Klimaanlage gut funktioniert, werden sowohl der Fahrer als auch der/die Beifahrer nach 30 Minuten Fahrt nassgeschwitzt sein, es sei denn es handelt sich um professionelle Rallyfahrer.
Hoffentlich hilft Euch dieser Erfahrungsbericht, mehr als 3 Tage solltet ihr einen Mietwagen nur buchen wenn der Fahrer eiskalt oder lebensmüde ist, oder ihr keinen brauchbaren Strand in der Nähe Eurer Unterkunft findet.